Zur Dicken Eiche

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Die „Dicke Eiche“ ist bis heute eine Legende, der Moby Dick des Nehrener Forstes. 1838 schreibt der Dorfchronist Friedrich August Köhler in seiner „Nehrener Chronik“ über den gewaltigen Baum: “Eine Merkwürdigkeit der Communwaldung Nerens ist seit vielen Jahrhunderten die große Eiche. Seit 300 Jahren mag er schon im Abgehen seyn, und hoch und schwarz ragt er von Ferne sichtbar weit über den übrigen Wald hervor. Wenn man annimmt, dass er 800 Jahre brauchte, um zu voller Größe zu gelangen, dass eine gesunde Eiche 300 Jahre in voller Kraft steht, ehe sie anfängt vom Zahn der Zeit zu leiden, und dass sie in abnehmender Kraft demselben noch 300 Jahre widersteht, so darf man das Alter dieser Eiche wohl auf 1200 Jahren berechnen.“ Es handelte sich um eine Traubeneiche (Quercus petraea), eine der größten in Württemberg, die auch Eingang ins „Schwäbische Baumbuch“ fand. Die wohl genauesten Zahlen über die „merkwürdige Eiche“ finden sich in der „Allgemeinen Forst- und Jagd-Zeitung“ des Jahrgangs 1831. Danach maß der Stamm im Umkreis unten 10,57 Meter, anderthalb Meter über der Wurzel 8,97 Meter und am Ende des Stammes, wo er sich in dicke Äste verteilte, noch 8,16 Meter. Der „ziemlich schief und höckerich gewachsene Schaft“ hatte bis dahin nur eine Höhe von 4,66 Meter, die ganze Höhe des Baumes vom Boden bis zu seiner Spitze betrug exakt 20,05 Meter. Die Äste beschatteten eine Fläche von sage und schreibe 362, 79 Quadratmetern. „Rechnet man für jeden Menschen zwei Fuß (0,16 qm) Raum, so würden also 2210 Personen unter dieser Eiche Schutz finden können.“ (Förster Wilhelm von Tessin) Die Eiche war berühmt, die weite Umgebung machte sich sonn- und feiertags zum Ausflug zu ihr auf, aus Tübingen ließen sich Studenten heranfahren, um in ihrem Schatten Kneipe zu halten, aus Sebastiansweiler pilgerten zahlreiche Badegäste in Wandergruppen herüber. 1874 ist sie, seit langem schon hohl, altershalber umgestürzt. Der hohle Stamm diente lange Zeit weiter als Wanderziel und Kinderspielplatz. Besucht wurde der Koloss auch von dem Maler Anselm Feuerbach, dem Schriftsteller und Pfarrer Gustav Schwab, Marie Nathusius, Erzählerin und Liederkomponistin. Prof. Eugen Nägele, Heimatforscher und Pädagoge, war ebenfalls vor Ort. Erst vor wenigen Jahren wurde der letzte Rest, immer noch tonnenschwer, aus dem Wald abtransportiert und im Bürgerhaus gegenüber untergebracht. Wo sie stand, befindet sich heute eine Gedenktafel mit umfangreichen Informationen. Ein Ausflug lohnt sich. Wer den Premiumwanderweg „Firstwaldrunde“ begeht, kann Station am ehemaligen Standort des Giganten machen.