Als-Ob-Zimmer

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Keine Angst! Es ist ein richtiges Zimmer. Mit allem drum und dran, wie es im „Schwanen“ selbstverständlich ist. Keines, das nur so so tut. Es gibt einen Grund für die Namensgebung. Und warum unser Dorf als einziges im Steinlachtal in der berühmten „Encyclopedia Britannica“ steht. Hans Vaihinger, der die „Philosophie des Als ob“ in die Welt brachte, erblickte das Licht derselben in Nehren. Sein Vater, Johann Georg Vaihinger, war, als er am 25. September 1852 geboren wurde, Pfarrer in Nehren. Über seine Kindheit in Nehren ist wenig bekannt. Die Verhältnisse im Elternhaus waren nicht besonders günstig, mit der Pfarrer-Familie verließ er das Steinlachtal. In Tübingen studierte der stark Sehbehinderte nicht nur Theologie, sondern auch Logik, Anthropologie, neuere Geschichte, Anglistik, Philologie und Kunstgeschichte. Archäologie, Kirchenmusik und Turnen kamen dazu. Er lernte Sanskrit, Pädagogik und Germanistik nahm er auch noch mit. Und gehörte zu den ersten Philosophen, die Darwin rezipierten. Mit seinen 'Kant-Kommentaren' wurde er bekannt, berühmt, als er 1904 die Kant-Gesellschaft gründete, die bis heute weltweit größte philosophische Vereinigung. Vaihinger war auch einer der ersten akademischen Philosophen, die sich mit der Philosophie Friedrich Nietzsches auseinandersetzten. Er war seit deren Gründung bis zu seinem Tode Vorstandsmitglied der Stiftung Nietzsche-Archiv. Bei seinem 80. Geburtstag wurde er nicht nur von seinen Schülern als „größter deutscher Philosoph“ gepriesen. Sein Hauptwerk „Die Philosophie des Als Ob“, 1911 erschienen, erlebte bis 1933 zehn Auflagen und zwölf Übersetzungen. Ein philosophischer Bestseller, der den Fiktionalismus begründete. Die Eingangsfrage lautet: „Wie kommt es, dass wir mit bewusstfalschen Vorstellungen doch Richtiges erreichen?“ Ein Tübinger Philosoph fasst die Als-Ob-Lehre so zusammen: „Beim philosophischen Fiktionalismus handelt es sich um die Auffassung, dass Annahmen bzw. Aussagen, die nicht wahr sind, sondern nur vorgeben wahr zu sein, deshalb nicht gleich als wertlos abzustempeln sind. Viele Annahmen fiktionaler Art erweisen sich – selbst in den Wissenschaften – als praktisch nützlich.“ Hans Vaihinger war Professor in Halle, wo er am 18. Dezember 1933 starb. An seinem Geburtshaus, ganz in der Nähe, in der Hauchlinger Straße 22, wurde 1952 eine Erinnerungstafel angebracht. Der Vaihinger-Forscher und Sprachwissenschaftler Gerd Simon lebt und arbeitet in Nehren.